Soziales Unternehmens-Management!?

«Herzblut» – eigentlich eine gute Voraussetzung für Wirtschaftlichkeit >

Methoden und Werkzeuge des Unternehmens-Managements für einen sozialen Betrieb? Geht das? Die mendelean GmbH hat sich der Herausforderung gestellt – und wie Engagement und Feedback des Teams der Winterthurer Sozialfirma «läbesruum», zeigt – sie mit Bravour bestanden.

«läbesruum» ist eigentlich als Verein organisiert und hat sich zum Ziel gesetzt, erwerbslosen Menschen eine Perspektive zu bieten. Als Arbeitgeber integriert «läbesruum» erwerbslose Menschen sozial und beruflich, indem ihnen eine bezahlte Arbeit angeboten wird. Der Zugang ist dabei einfach und niederschwellig. Mit den Angeboten spricht der Verein auf Basis christlicher Grundwerte Personen mit unterschiedlichen Ressourcen in verschiedenen Lebenslagen an und unterstützt und fördert die Menschen ganzheitlich, eingeschlossen ihrer beruflichen Entwicklungen.

Am Markt tritt «läbesruum» dafür mit Dienstleistungen aus den Bereichen Bauarbeiten, Malerarbeiten, Gartenbau und Unterhalt, Hauswartungen, Reinigungen, Umzüge sowie Entsorgungen – z. B. ein Recyclingabo – an. Hier sind vielfältigste Hilfsarbeiten mit ebenso vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Taglöhnern gefragt.
Der Bereich «läbesknospe» ist die Produktionseinheit des sozialen Unternehmens: dort ist die hauseigene Gärtnerei untergebracht, die Mosterei und die Herstellung von diversen Produkten wie Brennholz und Packmaterial für Umzüge. Der Hofladen wiederum bietet Direkteinkauf und ein Gemüseabo für die Kundschaft. Und dann gibt es noch das hauseigene Restaurant «Eulachstrand», das auch mit Taglöhnern betrieben wird.

Vielfache Herausforderungen in der Unternehmensführung

Dabei setzen sich die Vereins-Firma und ihre Mitarbeitenden einem vielfachen Druck aus: Einerseits erwarten die Kunden professionelle Arbeit, der Wettbewerb beäugt kritisch den Preis und die angebotenen Leistungen, und das Team sowie Leitung möchten ihrem sozialen Anspruch gerecht werden. Manch einer aus dem hauptamtlichen Team versucht dabei die unbestrittenen Defizite der Erwerbslosen, die als Tagelöhner arbeiten, zu kompensieren durch noch mehr Einsatz und Herzblut.

«Das kann nicht gut gehen – und hier haben wir mit unserem Workshop angesetzt», erklärt Otti Mendelin.

Systematisch hin zum Workshop-Erfolg

Mit einem ebenso ambitionierten wie konzentrierten Programm hat das Team verstehen gelernt, dass entscheidend ist, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen, sich im Tagesgeschäft auf das Wesentliche zu konzentrieren – und den Markenkern «sozial & professionell» weiter zu schärfen. Intern, vor allem aber auch gegenüber den Kunden, der Öffentlichkeit und dem Wettbewerb. So haben sich die einzelnen Bereiche neu «gebrandet», nämlich nochmals ihre Kernleistungen definiert und ihren spezifischen Mehrwert im Gesamtunternehmen, aber auch für die Kunden herausgearbeitet – und dies auf einem jeweils eigenen «Werbeplakat» zusammengefasst. Das Gesamtteam wiederum hat sich dem Thema Positionierung mittels «Elevator Pitch» angenommen, nämlich in maximal 60 Sekunden zu erklären, wer der Verein «läbesruum» ist, was er tut und was sein Alleinstellungsmerkmal (USP) ist.

Persönliche Potentiale und professionelle Unternehmensführung

Nicht zuletzt, gerade weil Leitung und Team vor christlichem Hintergrund einen hohen Anspruch an sich und die Arbeit stellen, gilt es auch die persönlichen Potentiale auszuschöpfen und mit professionellen Methoden des Unternehmensmanagements den Alltag zu organisieren. Themenfelder wie «richtige Kommunikation» mit Kunden und Mitarbeitenden, Ausschöpfen eigener persönlicher und beruflicher Stärken wurden besprochen und in aktiver Gruppenarbeit diskutiert und auf Beispiele des Tagesgeschäfts «heruntergebrochen».

Herzblut mit Benchmark für „normale“ Unternehmen

«Die Mannschaft war an diesem Tag mit grossem Engagement und eben besonderem Herzblut dabei. Für mich war es vor allem spannend zu sehen, was es für ein Unternehmen bedeutet, wenn das Team in seiner Arbeit einen über das Wirtschaften hinausgehenden Sinn erkennt und pflegen möchte“, betont Otti Mendelin. «Das kann für ’normale Unternehmen‘ ein interessanter und anspruchsvoller Benchmark sein.»

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